Verein zur Finanzierung einer Orgelbaumaßnahme
in der Basilika St. Martin, Amberg

Gründung: Am Fest des Heiligen Martin, 11.11.2011

Nachgefragt …...

 

„PrOStMartin" im Gespräch mit StPfr. Thomas Helm und Organist Bernhard Müllers am 27. Februar 2020 im Pfarrbüro St. Martin.

v.l.n.r.: Herr Bernhard Müllers, Herr StPf Thomas Helm, Schatzmeister Herr Siegfried Nest, Schriftführerin Frau Jutta Lacher

PM:   Grüß Gott zusammen und vielen Dank, dass Sie beide sich für uns Zeit nehmen um ein paar Fragen zu beantworten. mit denen wir immer wieder konfrontiert werden. Herr Pfarrer, wann geht’s endlich los mit der neuen Orgel, oder genauer: wie sieht der Zeitplan von Pfarrei und Diözese aus?

                  

TH:    Einen genauen Zeitplan gibt es für die neue Orgel noch nicht. Aktuell steht eine große Außensanierung der Basilika an. Diese umfasst Naturstein, Maßwerkfenster, Glockenstühle und Elektrik. Danach ist eine Innensanierung notwendig. Erst wenn diese abgeschlossen ist, kann der Neubau der Orgel erfolgen. Vorher macht es hinsichtlich Staubentwicklung etc. keinen Sinn.

 

PM:    Herr Müllers, viele Besucher haben in den Gottesdiensten den Eindruck, dass unsere Orgel doch noch ganz gut klingt – täuscht das, oder wo liegen die detaillierten Gründe für eine Neuanschaffung?

 

BM:    Es gibt eine Vielzahl von Gründen für ein neues Orgelprojekt in der Basilika, die auch der amtliche Orgelsachverständige Gerhard Sigl im Jahre 2010 in seinem Gutachten zum Zustand der Orgel festgestellt hat – und das übrigens auch zur Vereinsgründung im Jahre 2011 geführt hat. Die gravierendsten festgestellten Mängel der 1968 erbauten Orgel liegen vor allem beim Spielen der Tastatur (an der sog. Spieltraktur), beim Benutzen der richtigen Register (Klangfarben) und der grundsätzlichen Frage des gesamten Klangkonzeptes. Dazu muss man wissen, dass man fünf Jahre nach dem Orgelneubau, also 1973 noch eine mehr oder weniger provisorische Erweiterung der Orgel vorgenommen hat. Das heißt, dass der ursprüngliche Orgelbau schon von Anfang an im Klangbild schon seine Mängel hatte und – wie gesagt „provisorisch“ – nachgebessert werden musste.

Nach über 30 Jahren Spielen der Martinsorgel weiß ich natürlich, wie man mit den oben genannten Schwächen und Schwierigkeiten einigermaßen umgeht und versuche, sie entsprechend zu „umspielen“ bzw. das Bestedaraus zu machen. Wenn beispielsweise plötzlich Töne wegen der Spieltraktur hängen bleiben, versucht man, so schnell wie möglich den Ton abzustellen, damit das klangliche Gesamtbild nicht zu sehr beeinträchtigt wird und es nicht auffällt.

Das kann vielleicht der Grund sein, dass die Gottesdienstbesucher und Zuhörer noch den Eindruck haben, es klingt alles gut, es funktioniert alles und alles ist in Ordnung. Leider wird es aber immer schwieriger, als Organist damit umzugehen.

Übrigens muss mindestens einmal im Jahr ein Orgelbauer kleinere, aber allmählich immer häufiger auftretende technische Defekte reparieren, die in der Verwendung von ungeeigneten oder minderwertigen Bauteilen aus dem Jahr des Baues herrühren (z.B. Schaumstoffdichtungen, Plastikhebel, Aluminiumabstrakte). Das Orgelgutachten hat das aber auch schon 2010 mehr oder weniger „prophezeit“, dass die Reparaturen zunehmen werden.

 

PM:    Herr Pfarrer,  etwas über 300.000  €  liegen derzeit auf den Vereinskonten. Wie würde nach heutigem Stand eine Gesamtkalkulation aussehen und mit wie viel Fördermitteln ist zu rechnen?

 

TH:    Eine neue Orgel, die unserem Bedarf gerecht wird, wird vermutlich ca. 1.200.000 € kosten, vermutlich eher mehr als weniger. Aktuell sind wird in der Diözese in der glücklichen Situation, dass ein Orgelneubau mit 49% der Kosten seitens der Diözese bezuschusst werden kann, was an den derzeit noch guten       Kirchensteuereinnahmen liegt. Das kann sich aber sehr schnell ändern.  

                  

PM:   Herr Müllers, die Basilika St. Martin ist in vieler Hinsicht ein bedeutendes Bauwerk und auch ein Wahrzeichen von Amberg. Welche Bedeutung hat die Orgel in diesem Zusammenhang?

 

BM:    Sie haben Recht! Die Basilika St. Martin ist als altehrwürdiges historisches Bauwerk ein in vielerlei Hinsicht überregional herausragendes Gotteshaus. Diese Gründe haben ja auch vor vierzig Jahren dazu geführt, dass Papst Johannes Paul II. St. Martin zu einer päpstlichen „Basilica minor“ erhoben hat.

Gerade diese Stellung unserer einzigartigen Kirche ist für mich auch der Grund, sich einzusetzen für eine neue Orgelsituation, die auch ihrer überregionalen und hervorgehobenen Bedeutung entspricht. Das ist natürlich ein großes und langfristiges Vorhaben, aber ich denke, gerade für eine solche Kirche ist ein entsprechendes Instrument absolut notwendig.

 

 PM:    Herr Pfarrer, was halten Sie von der Idee, Spendern die Möglichkeit zu  geben, „Orgel-Pfeifen-Pate“ zu werden ?

 

TH:    Ich finde das eine großartige Idee. Ich kenne einige Pfarreien, die genau das gemacht haben und damit großen Erfolg hatten. Denn mit einer Patenschaft für eine Orgel-Pfeife identifiziert sich der Spender viel intensiver mit dem Projekt. Man kann dann eine Art „Patenbescheinigung“ für die Spender ausstellen und bei   Umsetzung eine Gedenktafel für die Paten in der Nähe der neuen  Orgel anbringen. Das sind nur ein paar mögliche Ideen.

        

  PM:    Herr Müllers, was ist dran an dem Gerücht, dass sich Gastorganisten schon häufiger über den aktuellen Zustand der Orgel kritisch geäußert haben?

 

BM:   Ja, es ist leider so, dass Gast- oder Vertretungsorganisten mit den anfangs schon erläuterten Mängeln konfrontiert sind, d.h. sie müssen sich beim Spielen entsprechend mehr „abmühen“. Beispielsweise die Verwendung der erwähnten und notwendigen Erweiterungsregister von 1972 ist aufgrund der provisorischen Situation für die meisten zu unübersichtlich und wird deshalb auch nicht verwendet. Ich selbst spiele ja nahezu tagtäglich mit dem Instrument und kenne die Tücken, Gastorganisten müssen sich in kürzester Zeit mit der Situation zurechtfinden, was aber an unserer Orgel wirklich nicht leicht ist.

 

 PM:    Herr Pfarrer, wie Ihr Vorgänger, Pfr. Meiler sind auch Sie, Herr Helm als Freund von Kirchenmusik (Orgel, Bläser etc. in Verbindung mit den Chören der Pfarrei) bekannt.  Welche Bedeutung hat das Projekt „Neue Orgel“  für Sie persönlich ?

 

TH:   Ich sehe in der neuen Orgel den krönenden Abschluss unserer umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Basilika. Denn ein so herausragender Kirchenbau braucht natürlich auch eine adäquate Orgel, die diesem Raum angemessen ist und ihn mit Klang erfüllen kann. Qualitätsvolle Liturgie, auch qualitätsvolle Kirchenmusik werden in Zukunft noch wichtiger sein. Die Menschen sind da durchaus anspruchsvoll.

Außerdem sind wir ja auch eine kirchenmusikalische Schwerpunktstelle im Bistum, wo der Fokus klar auf der Kirchenmusik liegt. Auch wenn bis dahin noch ein paar Jahre vergehen, aber ich bin voller Vorfreude und Elan für dieses Projekt.

 

PM:    Herr Müllers, Sie spielen ja, sprichwörtlich auf vielen Hochzeiten bzw. auf vielen Orgeln. Durch diese Erfahrung werden Sie sicher einen                              entsprechenden Part bei der Planung und Durchführung des Projekts übernehmen. Gibt es da spezielle Aspekte, die zu berücksichtigen sind?

 

BM:   Durch meine langjährige Tätigkeit als Kirchenmusiker und Organist in der Basilika St. Martin konnte ich zwar einige Erfahrungen  sammeln, aber selbstverständlich ist es notwendig, entsprechende Experten und Fachleute bei einem solchen großen Projekt mit ins Boot zu holen. An erster  Stelle ist natürlich der vorgeschriebene amtliche Orgelsachverständige der  Diözese für die Durchführung des Orgelprojektes zu nennen, aber ich denke, es wäre  auch sehr zielführend, überregionale erfahrene Organisten in Überlegung und Planung eines sinnvollen Klang- und Orgelprojektes in der nicht ganz alltäglichen akustischen Situation des Kirchenraumes mit einzubinden.

 

 PM:     Herr Pfarrer, Herr Müllers – nochmals vielen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Ausführungen. Uns vom Verein war es ein Anliegen den vielen Spendern, Förderern und unseren Mitgliedern einen Blick hinter die Kulissen zu verschaffen.